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Copyright by Familie Hiltscher
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GEDICHTE VON JAN-PASCAL HILTSCHER -
SELBST GESCHRIEBEN
(1997 - 2001)
Unter Anleitung der Therapeuten aus Philadelphia erlernte Jan-Pascal als Element der DOMAN-THERAPIE die UNTERSTÜTZTE oder GESTÜTZTE KOMMUNIKATION..
Nachdem ich ihm als Mutter mit speziellen Lernprogrammen über Jahre das Lesen und Rechnen beigebracht hatte, war das Formulieren von eigenen Gedanken anhand einer besonderen Buchstabentafel ein fantastischer Durchbruch. Eine neue Welt tat sich für Janni und uns auf nach langen Jahren ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeiten.
Obwohl Janni auch zum damaligen Zeitpunkt zu fast keiner bewussten Bewegung fähig war, er weder sprechen, sitzen, greifen oder gar krabbeln oder laufen konnte, gelang es ihm, über einen gewissen Zeitraum, durch unterstütztes Zeigen auf die Buchstabentafel eigene Gedanken zu formulieren. Diese Gedanken waren von so großer Tiefe und Aussagekraft, dass sie einen gleichermaßen begeisterten und auch erschütterten, welch große Gefühle und Intelligenz in diesem starren Körper eingesperrt schlummerten. Nur einen einzigen Satz zu formulieren, dauerte oft Stunden und kostete Jannis und unsere Kraft. Wir saßen zu dritt auf dem Fußboden, Jan-Pascal durch seinen Vater abgestützt zwischen den Beinen, mehr liegend als sitzend , das Schreibbrett und später das Computerboard auf den Knien meines Mannes. Ich, seine Mutter , hockte zu seiner Rechten und hielt mit der linken Hand Jannis Ellenbogen hoch.
Mit meiner rechten Hand separierte ich nun Jannis rechten Zeigefinger und gemeinsam warteten wir dann auf einen entsprechenden Impuls von Janni, auf einen bestimmten Buchstaben zu zeigen. Und es funktionierte tatsächlich. Janni schrieb irgendwann im DOMAN-INSTITUT in Philadelphia seinen ersten eigenen Satz. Auf die Frage:"Janni, möchtest Du deiner Mutter etwas sagen? Dann kannst Du es jetzt mit Hilfe der Buchstabentafel aufschreiben!", schrieb er :"ICH LIEBE DICH!"
Und das war erst der Anfang. Über Monate und Jahre gab Janni nun Antworten auf für uns wichtige Fragen. Die Kommunikation war mühsam und zeitaufwendig, aber sie war für uns alle fantastisch. Wir stellten alltägliche Fragen, was er z.B. essen möchte oder ob ihm spezielle Therapien guttun. Aber wir stellten auch Fragen zum Unfallhergang und zu der Zeit, als er für ca. 40 Minuten klinisch tot gewesen ist. Da fing Janni an, immer wieder über seinen Engel zu schreiben und dass er dies so schön gefunden hat. Die Todesnäheerfahrungen beschäftigten ihn immer wieder. Leider wurden trotz intensivster Therapien Jannis Spastik und Verkrampfungen immer stärker und er wurde steifer und steifer, sodass das Unterstützte Schreiben immer weniger funktionierte und schließlich garnicht mehr klappte. Vielleicht kann man jetzt ein wenig nachvollziehen, welchen Stellenwert die nachfolgenden Gedichte haben , die Jan-Pascal selbst formuliert hat und was sie speziell für uns bedeuten.
Demnächst werden auf dieser Seite auch Auszüge erscheinen aus Jan-Pascals gesammelten Gedanken. Hier aber zunächst die Gedichte, die u.a. in Jannis Todesanzeige, in der seiner Oma, seines Opas und in der Todesanzeige seiner geliebten Hermi erschienen sind:
GEDICHTE VON JANNI
AM ANFANG TRITT EIN ENGEL MIR ZUR SEITE,
DU KANNST IHN NOCH NICHT SEHEN,
ICH BITTE JEDEN DAS ZU SPÜREN,
ICH FAND ES SEHR SEHR SCHÖN.
ICH FREU MICH , DASS ICH LEBEN KANN
LASS REGEN ODER SCHNEIN,
MEIN LEBEN LIEGT IN EURER MACHT,
KALT UND KLEIN.
ICH MÖCHTE EUCH MAL ETWAS SCHREIBEN,
WER WILL VON EUCH IM JENSEITS BLEIBEN,
ICH DURFTE BESSERES SCHON ERLEBEN,
KAM VIEL VORAN IM VERGANGENEN LEBEN.
ICH KANNS EUCH NICHT ERKLÄREN,
WIE MICH DER ENGEL SAH,
ICH MÖCHTE DICH MAL LEHREN,
KAM MIR DER TOD SCHON NAH.
MEINE GEDANKEN MÖCHTEN MEINEN,
DASS DAS LEBEN WEITER FLIESST,
LASST MICH BITTE SELBST VERNEINEN,
WELCHE STRASSE ICH VERLIEß.
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Ab sofort befinden sich alle News
unter der Rubrik "Aktuelles" !!! |
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Heute, am 31. Oktober, ist Jan-Pascal's 23. Geburtstag. Vorhin waren wir bei seinem Garten. Wir haben ihm einen selbstgebastelten großen Schmetterling mit Steckblumen gebracht und sehr viele Kerzen angezündet. |
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Und wieder ist es Februar geworden. Ein grauer,trister Monat trotz schneebedeckter Bilderbuchlandschaften.. Zeit schon für den Jungfernflug der Schmetterlinge? Das Jahr; es ist verflogen wie die Boten des Frühlings und des Sommers .Genau eine Woche noch , dann jährt sich die Befreiung aus dem Kokon..Vorbei die Zeit des Eingeschlossenseins und der Unbeweglichkeit. Und wir? Wir bleiben zurück, starr und ungläubig. Der Frühling; er läßt noch auf sich warten..... |
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TRAUERNDE ELTERN (Ginette Raimbault - Argon Verlag)
Dieser 1. Jahrestag schmerzt uns sehr, nicht weil er unsere Gedanken dahin zurücklenkt, wo sie ohnehin zu jeder Stunde sind, sondern weil er einen Zyklus von Augenblicken beschließt, in denen wir uns sagen konnten: "Vor einem Jahr lebte unser Liebling noch und machte dies oder jenes ..." Diese Frist ist nun um; und wir fühlen uns, ach, noch weiter von dem entfernt, was dieses geliebte kostbare Leben für uns war. Eine neue Trennung. |
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Heute , am 28.Februar 2009, haben wir einen Gedenkgottesdienst zum 1. Todestag für unseren Janni bestellt. Er fiindet um 17.30 in der kath. Liebfrauenkirche in Bad Salzuflen statt. Wir haben ein paar gute Freunde dazu eingeladen und hoffen, dass wir danach noch viel über Janni gemeinsam sprechen werden weil es uns so wichtig ist, dass man ihn nicht vergißt und weil er uns so sehr fehlt und wir ihn vermissen. Er war ein so großartiger Junge, der uns allen über seinen Tod hinaus soviel gegeben hat. Aber sein Lächeln wird noch lange fehlen....... |
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